Kurt Fischer - Eine Zuflucht in Israel
Kurt Fischer – Eine Zuflucht in Israel
Kurt Fischer wurde am 5. Januar 1915 in Görlitz als Sohn von Betty Fischer (geborene Zaduk) und Siegmund Fischer geboren. Er hatte zwei ältere Brüder, Heinz und Ernst. Die Familie wohnte vorerst auf dem Demianiplatz Nr. 25 und führte ein kleines Textilgeschäft auf der Bismarckstraße 29. Kurt Fischer besuchte die Knabenschule Augustum und die Handelsschule, erlernte dann den Gärtnerberuf. Am 1.März des Jahres 1936 emigrierte Kurt Fischer nach Palästina mit der sogenannten Jugend-Allya.Die Eltern besuchten Kurt Fischer noch in Palästina, wollten jedoch noch zuhause alle Dinge ordnen um dann nachzukommen. Beide wurden jedoch verhaftet und starben später in Theresienstadt. Die beiden Brüder konnten Deutschland lebend verlassen. In den Jahren 1939 bis 1945 diente Kurt Fischer als Soldat in der jüdischen Brigade des 2. Batallion in der britischen Armee. Nach der Rückkehr vom Militärdienst arbeitete er als Gärtner in der Stadtbehörde von Haifa. Kurt Fischer lernte in dieser Zeit seine Frau kennen, mit der er zwei Töchter hatte. Heute hat er 4 Enkel und 4 Urenkel. Er lebt heute in einem Elternheim auf dem Karmelberg in Haifa.
Die Berichte von Kurt Fischer stellen für mich ein einmaliges Zeugnis eines Menschen dar, der in jungen Jahren gezwungen wurde seine Heimat und Familie und Freunde in Deutschland zu verlassen und in Palästina neu anzufangen. Er kam aus einem Land, das seine jüdischen Bürger zum Verlassen drängte, deren Vermögen raubte und fast alle Juden, die geblieben waren, später umbrachte. Und er kam in ein Land, wo sich jüdisches Leben gerade erst entwickelte und schon von Auseinandersetzungen zwischen Arabern und den jüdischen Flüchtlingen geprägt war. Kurt Fischer erzählt zum Beispiel, dass er, als er mit dem Schiff ankam, gar nicht in Haifa von Bord gehen konnte aufgrund der arabischen Unruhen.
Seine Erlebnisse in Israel sind von schwerer Arbeit, den Kriegen um die Existenz Israels und das Zurechtfinden in einer neuen Umgebung gezeichnet, aber auch von dem starken Willen zum Aufbau eines jüdischen Staates und privatem Glück. Seine Erzählungen von der Zeit in Görlitz malen ein harmonisches Bild vom Leben der Fischers und auch der jüdischen Gemeinde in der Stadt. Es wird klar, wie selbstverständlich vor 1933 jüdisches Leben in Görlitz existierte. Wir finden, dass im Gegensatz zur Überschrift des Xenos-Projektes „Dem Fremden begegnen“ hier deutlich wird, dass die Juden in Deutschland und Görlitz gerade nicht das Fremde waren, sondern Bestandteil des Alltagslebens. Sie waren zum Teil schon seit Generationen Bürger der Stadt, gaben ihren Kindern die denkbar deutschesten Namen, pflegten deutsche Traditionen, führten Geschäfte und Betriebe, waren angesehene Ärzte und Rechtsanwälte.
Das Leben von Kurt Fischer mahnt uns, das nie zu vergessen.