Gliederung
- Schule/Lehre
- Eltern und Bruder
- 9. November 1938 – Pogrome gegen jüdische Geschäfte in Görlitz
- Inhaftierung des Vaters
- Repression gegen die Familie
- Solidarität und Unterstützung unter Görlitzer Familien
- Verhaftung
- Gefängnishaft in Görlitz
- Der Marsch der Gefangenen
- Flucht
- Verstecke
- 8. Mai 1945 – Tag der Befreiung in Görlitz
Gefängnishaft in Görlitz
Das bekannte Gefängnis aus roten Backsteinziegeln am Görlitzer Postplatz (damals Hindenburgplatz) war für mehr als sieben Monate Inhaftierungsort für die damals 23jährige Ruth. Kurz nach ihrer Einlieferung traf sie bei einem Rundgang im Gefängnishof noch einmal auf Regine Bornschein, die von ihrer Anwesenheit im Gefängnis entsetzt war. „Du hier?“ sagte sie „Ich habe doch so gut für dich ausgesagt… Mein Mann hat uns alle verraten.“ Regine Bornschein wurde später deportiert und in Auschwitz ermordet.Während der folgenden Monate lernte sie in der Haft einige Menschen kennen, deren Schicksale sie bis heute nicht vergessen hat. So berichtet sie von zwei Polinnen, die 1941 ohne Anwesenheit eines Dolmetschers von einem deutschen Gericht zum Tode verurteilt wurden, weil sie einem Juden Geld für die Flucht geborgt hatten. Beide warteten in Görlitz auf die Vollstreckung des Urteils. Die jüngere der beiden Frauen wurde schließlich in Breslau erschossen. In ihrer Nachbarzelle wurde einige Zeit lang eine Tschechin gefangen gehalten, die dorthin getragen werden musste. Die GESTAPO hatte ihr beim Verhör den Rücken so zerschlagen, dass sie nicht mehr aus eigener Kraft laufen konnte. Ihr Name war Vlasta Lebicova. Sie war Ärztin in Lidice. Jahre später traf sie die Frau noch einmal in Tschechien wieder, sie hatte die Haftzeit also überlebt.
Oder die junge Russin Rosalia Kraft (sie kann auch Ukrainerin gewesen sein). Sie war etwa nur 23/24 Jahre alt und wurde als abgeschossene Pilotin in Görlitz inhaftiert. Durch den Abschuss ihrer Maschine hatte sie ein verbranntes Bein und wurde in ihrer Zelle unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten. Was aus ihr wurde, hat sie nie gehört. Ihr Schicksal ist unbekannt, vermutlich wurde sie umgebracht. Der Bulgare und der Tscheche, welche mit angeklagt waren, wurden ebenfalls in Görlitz inhaftiert. Der tschechische Bürger kam später in einem KZ ums Leben.
Handgeschriebener Bericht von Ruth Pliz (Teil1)
Handgeschriebener Bericht von Ruth Pliz (Teil2)